Sie bringen Farbe in jede Umgebung, denn ihr Gefieder strahlt in den schillerndsten Farbtönen – Spinte. Rund 40 von ihnen fliegen durch die Tropenhalle des 8.000 Quadratmeter großen Tropen-Aquariums Hagenbeck, darunter Weißstirnspinte, Weißkehlspinte, Karminspinte und Rotkehlspinte.
Nach etlichen Jahren ohne Spintnachwuchs erblickten 2022 das erste Mal drei Spintküken das Licht der Welt. Doch was war anders in diesem Jahr? Im Zuge der Bemühungen um Nachwuchs bei den Spinten und durch das permanente Optimieren der Gegebenheiten entstand im vergangenen Jahr die Idee, eine weitere Brutwand zu bauen. Spinte sind Koloniebrüter, die ihre Nester parallel mit anderen Pärchen in Lehmwände kratzen und hier ihre Eier ablegen. Jedes Spintpärchen besetzt dabei eine Höhle. Bis 2021 standen den Spinten neun Bruthöhlen am Krokodilsee zur Auswahl, durch den aufwendigen Umbau im oberen Teil der Felswand bei den Kap-Klippschliefern sind es jetzt insgesamt 29 Höhlen. Die farbenfrohen Flugkünstler haben somit deutlich mehr Optionen, ein passendes Nest auszuwählen als vorher. Interessanterweise hatten die Spinte nach dem Erweiterungsbau auch wieder mehr Interesse an der alten Brutwand. Die Anzahl der Auswahlmöglichkeiten ist demnach entscheidend für eine erfolgreiche Aufzucht.
Damit die Vögel ihrem natürlichen Verhalten nachgehen können, indem sie sich nach langer Inspektionszeit selbst eine Höhle aussuchen und diese freischaben, verschließen die Tierpfleger die Löcher künstlich mit Sand, Lehm oder einem Sand-Lehmgemisch. In die freigekratzten Brutkammern legen die Vögel dann bis zu fünf Eier ab, um ihren Nachwuchs vor Feinden zu schützen.
„Da Spinte sehr selten in Zoos gezüchtet werden, sind die ersten drei Jungtiere etwas ganz Besonderes für uns. Zudem macht es mich auch stolz, dass wir nach 15 Jahren, die es das Tropen-Aquarium jetzt gibt, wieder etwas geschafft haben, was es vorher nicht gab", freut sich Florian Ploetz, Bereichsleiter Terraristik im Tropen-Aquarium Hagenbeck, über den ersten Nachwuchs bei den Rotkehlspinten.
Mittlerweile fliegen die Jungvögel gemeinsam mit ihren Elterntieren durch die Tropenhalle.
Dank der Zusammenarbeit mit der Uni Hamburg kann das Tierpflegerteam im Tropen-Aquarium auf noch mehr Informationen über die Spinte zurückgreifen. Annika Goedecke hat im Zuge ihrer Bachelorarbeit viele Stunden bei Hagenbeck verbracht und das Verhalten der Vögel genau studiert. Wie lange lassen sich die Vögel Zeit, eine passende Höhle auszuwählen? Wie häufig fliegen die Tiere ihre Höhle an? Besetzen unterschiedliche Spintarten auch Höhlen, die nebeneinander liegen? Frau Goedecke lieferte neben diesen Antworten auch weitere interessante Hinweise zum Verhalten der Vögel. So konnte die Studentin durch ihre Beobachtungen bestätigen, dass auch artfremde Vogelarten aus der Freiflughalle Interesse an den Spinthöhlen hatten. „Der Austausch mit der Uni Hamburg ist für Hagenbeck sehr wichtig. Der Tagesablauf unserer Tierpfleger ist sehr eng getaktet, sodass wir oft wenig Zeit für längere Beobachtungen haben. Wir sind daher sehr dankbar, zusätzliche und durchaus wertvolle Informationen über unsere Tiere zu erhalten", so Florian Ploetz.